Die Gesundheitsvorsorge steht an erster Stelle

Eines der Hauptziele der ayurvedischen Gesundheits- und Heilkunde, ist die Förderung der Gesundheit - und die Vermeidung von Krankheit.

Um das Wohlbefinden des Menschen auf körperlicher und geistiger Ebene zu unterstützen, existieren im Ayurveda zahlreiche Hilfsmittel und Therapieverfahren. Diese reichen von einer speziellen Ernährungslehre, sowie einer umfangreichen Phytotherapie und Pharmakologie, über die verschiedenen Formen der ayurvedischen Massage, bis hin zu den verschiedenen Ayurveda Reinigungsverfahren.

Eine Besonderheit ist es, dass viele dieser Empfehlungen auf die Individualität bzw. die persönlichen Grundvoraussetzungen des Menschen abgestimmt werden. Dies beinhaltet zum Beispiel individuelle Ernährungsempfehlungen, Empfehlungen für bestimmte physikalische Therapien und Reinigungsverfahren, individuelle Kräuterrezepturen und vieles mehr.

Einige Maßnahmen im Rahmen der Gesundheitsförderung sind für jeden Menschen eine sinnvolle Vorsorge. Hierzu zählt beispielsweise die Aufnahme von möglichst frischer Nahrung mit guter Qualität, die regelmäßige Anwendung von ayurvedischen Öl Massagen und nicht zu Letzt: die „tägliche Ayurveda Routine“.

Dinacharya - tue deinem Körper jeden Tag etwas Gutes

Ölziehen gehört im Ayurveda zur Tagesroutine - Dinacarya

Der Begriff Dinacharya bezieht sich auf bestimmte Maßnahmen und Anwendungen, die im Ayurveda täglich beziehungsweise regelmäßig durchgeführt werden sollten.

Hierbei geht es wieder darum, Krankheiten zu vermeiden und unsere Lebensspanne somit zu verlängern. Dies beinhaltet Verfahren die unseren Körper stärken - aber auch Hilfsmittel, die unsere Psyche unterstützen und unseren Geist zufrieden machen und für einen mentalen Ausgleich sorgen.

Dinacharya beinhaltet unter anderem Empfehlungen für:

- einen gesunden Schlaf

- einen gesunden „Lifestyle“. Der zum Beispiel auch Meditation und bestimmte Körperübungen beinhalten kann

- eine „gesunde“ sexuelle Aktivität

- Anwendung von Ölmassagen, die unter anderem darauf abzielen den Körper bis ins hohe Alter geschmeidig und beweglich zu halten

- und Maßnahmen der täglichen Hygiene. Diese beinhalten dann auch die Mund- und Zahnreinigung und die auch bei uns immer beliebter werdenden Mundspülungen mit speziellen Pflanzenölen.

Die Wirkung des Ölziehens

Ölziehen stärkt das Zahnfleisch und die Zähne

 Bereits in der ältesten klassischen Ayurveda Schrift (der Charaka Samhita) stehen umfangreiche Erklärungen zur Mundhygiene.

Auch die praktische Durchführung des Ölziehens bzw. Gurgelns und deren Nutzen wird hier erklärt (Quelle: CS, Sutrasthana, Ch.4,  Vers 78-80). Hierhin heißt es unter anderem, dass die Prozedur des Ölziehens hilfreich ist um:

Den Kiefer und die Zähne zu stärken

Erkrankungen der Zähne vorzubeugen

Den Geschmackssinn und die Stimme zu verbessern

Die Kehle und die Lippen vor Trockenheit zu schützen

Diese vielfältige Wirkungsweise und ihr spürbarer Nutzen, bewegen heutzutage immer mehr Menschen zur praktischen Anwendung des Ölziehens.

Welches Öl?

Für das Ölziehen können verschiedene Öle zur Anwendung kommen

Charaka empfiehlt für die Anwendung des Ölziehens Sesamöl (sanskrit: Tila Thailam). Das ist sicherlich eine relativ kostengünstige und empfehlenswerte Variante. Dies würde ich persönlich auch der Verwendung von Sonnenblumenöl vorziehen, das heutzutage oftmals von Naturheilkundlern empfohlen wird. Und falls erhältlich, so ist das etwas dickflüssigere Sesamöl des schwarzen Sesams, dem braunen Sesam vorzuziehen.

Übrigens: In den traditionellen Ayurveda Schriften (unter anderem in der Asthanga Hrydaya von Vaghbata) wird unter anderem auch die Verwendung von speziellen Kräuter Abkochungen (Dekokten) für die Mundreinigung empfohlen. Indikationen sind hierbei unter anderem: vermehrter Speichelfluss, ein unangenehmer Geschmack im Mundraum, verminderter Appetit. Die Anwendung von solchen Dekokten wird heutzutage jedoch nur noch relativ selten praktiziert - ist aber sicherlich auch eine effektive Methode der Mundhygiene, jedoch mit etwas anderer Wirkungsweise.

Die in der klassischen Ayurveda Literatur erwähnten „Thailams“ intensivieren aus meiner Sicht die Wirkungsweise des „Gandusha“.

Bei den sogenannten „Thailams“ handelt es sich um mit Kräutern gekochte Ayurveda Öle.
Die Prozedur zur Herstellung dieser Öle ist recht aufwendig. Vereinfacht dargestellt läuft der Herstellungsprozess folgendermaßen ab: aus Kräutern und Wasser wird eine Abkochung (Dekokt, sanskrit: kashayam) hergestellt. Hierbei wird der Wasseranteil oftmals auf ein Viertel der ursprünglichen Menge reduziert. Anschließend wird Öl (auch hier wird als Basis Öl zumeist Sesamöl verwendet) und das fertige Dekokt vermischt und so lange weiter gekocht bis der Wasseranteil komplett verdampft ist. Eine Schwierigkeit dieses Verfahrens ist es den richtigen „Reifegrad“ des Öl-Dekokt Gemischs zu bestimmen. Kocht man das Öl zu kurz so verbleibt Wasser in dem Öl. Eine Folge hiervon ist, dass das Öl schnell verdirbt und ranzig wird.

Kocht man hingegen das Öl zu lange bilden sich ggf. toxische Substanzen, ähnlich wie wenn man ein Pflanzenöl zu lange beim Kochen erhitzt.

Ein klassisches Kräuter Öl, das auch für das Ölziehen besonders empfohlen wird, ist das „Arimedadi Thailam“.

Inzwischen sind zudem Thailams auf dem Markt erhältlich, die aus einheimischen Kräutern hergestellt werden und nach der klassischen Herstellungsweise - zum Teil sogar in Bio Qualität (zum Beispiel: Bio Gandusha Öl von Ayurveda Rhyner).

Mit diesen einheimischen Kräuterölen, habe ich persönlich sehr gute Erfahrungen in den letzten beiden Jahrzehnten gesammelt.

Hiermit kommen wir zum einen den Klassikern nach, die schon vor hunderten von Jahren die Verwendung einheimischer Kräuter empfahlen.

Zum anderen sorgen wir für kürzere Transportwege und für mehr Nachhaltigkeit.

Ablauf und Kombination: Ayurveda und moderne Methoden der Zahn- und Mundreinigung

Ölziehen wird heutzutage mit der konventionellen Zahnpflege kombiniert

Das Gandusha (Ölziehen) wir auf folgende Art und Weise praktisch angewendet

  1. Ca. 10 - 20 ml Öl in den Mund nehmen.
  2. Anschließend wird das Öl für einige Minuten im gesamten Mundraum hin- und her bewegt. Wer am Morgen nicht so viel Zeit hat, kann dabei zum Beispiel während dessen seinen Kaffee kochen - oder in den meisten Fällen noch besser: einen Tee oder heißes Wasser zubereiten ;-)
  3. Öl ausspucken (wichtig: nicht schlucken) und am besten im Restmüll entsorgen, damit unsere Kanalisation bzw. Wasser nicht mit dem Öl verunreinigt wird.
  4. Abschließend wird der Mundraum gründlich mit warmen Wasser ausgespült.

Neben dem Ölziehen und Zähne putzen wird in den Klassikern eine weitere Reinigung des Mundraumes empfohlen - und zwar die Reinigung der Zunge (sanskrit: Jihva Nirlekhanam)

Hierfür wir ein Zungenschaber verwendet, der man sich heute problemlos für ein paar Euro im Ayurveda Fachhandel besorgen kann. Die meisten Modelle sind hierbei aus Edelstahl. Das ist sicherlich eine gute Variante, da diese Zungenschaber auch gut zu reinigen sind. Auch Zungenschaber aus Kupfer und Silber, können zur Anwendung kommen. Diese Materialien werden auch in den Klassikern erwähnt.

Inzwischen sind auch kombinierte Zungenschaber aus Kunststoff, inklusive Zahnbürste auf dem Markt erhältlich. In Zeiten von Mikroplastik und wachsendem Umweltbewusstsein ist die Möglichkeit der Verwendung eines praktisch unbegrenzt haltbaren und besser zu reinigenden Zungenschabers aus Metall, der Plastik Variante sicherlich vorzuziehen…

Die Prozedur des „Zungeschabens“ dauert nur weniger als eine Minute und kann bzw. sollte jeden Morgen, folgendermaßen zur Anwendung kommen:

Die Zunge wird etwas herausgestreckt und mit sanften Druck wird der Zungenschaber von hinten beginnend, in Richtung der Zungenspitze gestrichen. Am besten einige Male wiederholen und abschließend den Belag des Schabers mit Wasser abspülen.

Es ist wirklich interessant zu beobachten, wie unterschiedlich stark ausgeprägt dieser Belag am Morgen sein kann. Dies ist unter anderem abhängig von folgenden Faktoren:

Von dem was und wieviel sie gegessen haben

Wann sie die letzte Mahlzeit zu sich genommen haben

Wie gut ihre Verdauung arbeitet und aktuell die aufgenommene Nahrung umsetzt

Wie sollten wir nun diese verschiedenen Reinigungstechniken verbinden?

Die klassische morgendliche Ayurveda Routine sieht folgende Reihenfolge vor:

  1. Zuerst werden die Zähne geputzt. Dies wurde in früheren Zeiten mit Hilfe eines kleinen Baum Ästchens durchgeführt. Auf Grund seiner antibakteriellen und adstringierenden Wirkung beziehungsweise hohen Anteils an Gerb- und Bitterstoffen, ist hierfür unter anderem der Neembaum besonders gut geeignet (Azadirachta indica).
  2. Reinigung der Zunge mit Hilfe eines Zungenschabers aus Metall
  3. Anwendung des Ölziehens
  4. Ausspülen mit warmen Wasser

Ich persönlich praktiziere das in dieser Art auch heute noch so, wie vor vielen Jahrhunderten empfohlen. Da ich keinen Neembaum bei mir im Garten habe praktiziere ich allerdings die „moderne Variante“ des Zähneputzens (selbst wenn ich einen hätte, so würde ich das wahrscheinlich so machen - hier sind die modernen Errungenschaften durchaus gut, praktisch und hilfreich ;-)).

Bei dieser Variante ist jedoch der Geschmack des Öls (insbesondere eines Kräuteröls) für viele Menschen nicht unbedingt angenehm und auf Dauer zu tolerieren. Selbst bei der Anwendung von Sesamöl, kommt der ein oder andere an seine Grenzen bzgl. des länger anhaltenden Ölgeschmacks…

Daher empfehle ich in der Praxis oftmals diese Reihenfolge:

  1. Reinigung der Zunge mit Hilfe eines Zungenschabers aus Metall
  2. Anwendung des Ölziehens
  3. Zum Abschluss: „konventionelles“ Zähne putzen

Dies hat den Vorteil, dass man keine Ölreste im Mundraum behält und mit einem frischen Atem in den Tag startet.

Wie häufig ist das Ölziehen anzuwenden:

 eien tägliche Anwendung des Ölziehens ist möglich

Im Prinzip kann die oben beschriebene Prozedur jeden Tag durchgeführt werden.

Wem dies jedoch zu aufwendig ist oder wer das Ölziehen als etwas unangenehm empfindet (vor allem auf Grund des Öl-Geschmacks), der kann das Gandusha auch nur alle paar Tage anwenden. Oder nur in den Situationen anwenden, wenn die Wirkungsweise des Öls ganz besonders hilfreich ist. Wie zum Beispiel:

  • Wenn die Haut bzw. Schleimhaut oder das Zahnfleisch im Mundraum etwas „angegriffen“ ist
  • Wenn eine starke Trockenheit in Mund und Kehle vorhanden ist
  • Wenn ich an dem bevorstehenden Tag viel reden muss
  • Wenn die Stimme etwas "kratzig" ist - oder auch bei Heiserkeit

Es gibt nichts Gutes außer ….

Ölzeihen tut gut :-)

..man probiert es einfach mal aus. Schaden kann es sicherlich nicht ;-)

Und da die positiven Effekte des Ölziehens oftmals relativ schnell wahrnehmbar sind, wird bei dem ein oder anderen die Ayurveda Mundhygiene wahrscheinlich recht schnell zu einem festen Bestandteil der täglichen Morgen-Routine werden.

Zudem sind solche kleinen und einfach durchführbaren Rituale eine wunderbare Möglichkeit sich und seinen Körper zu pflegen und zu schätzen. Des Weiteren fördern sie Ihre eigene Sensibilität für dieses „kostbare Gefäß“ in dem unsere Seele eine Zeitlang verweilen darf - und dies täglich und möglichst mit freudiger Gelassenheit.

Stefan Isop, Heilpraktiker und Ayurveda Spezialist
seit mehr als 20 Jahren


Aktuelles

Namaste und Herzlich Willkommen!

Ich freue mich auf 2024 und darauf meine Ayurveda- und Praxiserfahrung mit Ihnen zu teilen und im Sinne meiner eigenen Lehrer, dieses einzigartige, wertvolle Ayurveda Wissen an Sie weiterzugeben.

Nutzen Sie hierzu auch das Neujahrsangebot 2024:
Gültig für die Ausbildung zum "Ayurveda Massage Therapeut*in"
Weitere Infos finden Sie hier:

> Weitere Info: Angebot Ausbildung Ayurveda Massage Therapeut*in >

Alle Massage Seminare finden
"Live vor Ort" statt.
An allen Fach-Seminaren bzw. Theorie-Seminaren können Sie nun auch Online teilnehmen.

Sollten sie Fragen haben, so berate ich sie gerne persönlich:
02253 / 54 44 678 oder: info@ausbildungen-ayurveda.de